- 26. Februar 2025
- 12 Min
Manipulationen im Google Ads Interface
So schützt du dich vor versteckten Tricks
- 1️⃣ Voreinstellungen in Suchkampagnen – „Mehr Reichweite“ auf Kosten der Relevanz
- 2️⃣ Standorteinstellungen – Wer sieht deine Anzeigen wirklich?
- 3️⃣ Budgetempfehlungen – Mehr Budget = mehr Erfolg?
- 4️⃣ Gebotsanpassungen – Die FOMO-Falle
- 5️⃣ Automatische Asset-Einstellungen bei Performance Max – Was du nicht siehst, kann dir schaden
- 6️⃣ Broad Match – Risiko durch fehlende Kontrolle
- 7️⃣ Automatisch angewendete Empfehlungen – Unsichtbare Änderungen mit teuren Folgen
- 8️⃣ Kontoübergreifende automatische Assets – Mehr Chaos als Nutzen
- 9️⃣ Optimiertes Targeting – Oft nicht so optimal, wie es klingt
- 🔟 Optimiertes Targeting – Oft nicht so optimal, wie es klingt
- Fazit: Empfehlungen kritisch hinterfragen, Budget sparen
Standardmäßig sind in Google Ads bei der Erstellung von Suchkampagnen sowohl das Display-Netzwerk als auch die Suchnetzwerkpartner aktiviert. Diese Voreinstellungen sollen die Reichweite erhöhen, können jedoch dazu führen, dass Anzeigen auf weniger relevanten Plattformen erscheinen, was zu ineffizienten Ausgaben führt.
Zudem werden bei Suchkampagnen in der Regel keine spezifischen Creatives oder Zielgruppensegmente für das Display-Netzwerk hinterlegt. Dadurch wirken die Anzeigen oft unprofessionell – sie bestehen meist nur aus Standardtexten, die auf Display-Plattformen unpassend oder optisch wenig ansprechend erscheinen. Das kann potenzielle Interessenten abschrecken und das Markenimage negativ beeinflussen.
Empfehlung: Einstellungen überprüfen und anpassen
Es ist ratsam, bei der Erstellung jeder Suchkampagne die Voreinstellungen für das Display-Netzwerk und die Suchnetzwerkpartner zu überprüfen und gegebenenfalls zu deaktivieren. So stellst du sicher, dass deine Anzeigen ausschließlich in den Google-Suchergebnissen erscheinen und genau die Nutzer erreichen, die nach deinen spezifischen Dienstleistungen suchen.
Ein weiteres Beispiel für versteckte Risiken in Google Ads sind die Standorteinstellungen. Standardmäßig werden nicht nur Nutzer angesprochen, die sich in deinem Zielgebiet aufhalten, sondern auch solche, die „Interesse“ an diesem Standort zeigen.
Diese Einstellung mag auf den ersten Blick sinnvoll wirken, doch gerade bei lokalen oder regionalen Kampagnen führt sie oft zu unnötigem Traffic und höheren Kosten.
Cindy Ebner
Head of Paid Search
Stell dir vor, du bewirbst als Versicherungsmakler in München eine spezielle Altersvorsorge für die Region Bayern. Durch die Standardeinstellung können deine Anzeigen auch Nutzer außerhalb Bayerns erreichen – etwa, weil sie einmal nach München gegoogelt haben oder Interesse an Reisen dorthin gezeigt haben. Diese Klicks sind in der Regel wenig relevant und belasten unnötig das Budget.
Empfehlung: Zielgenau statt breit streuen
Prüfe und passe deine Standorteinstellungen an, indem du gezielt „Personen in meiner Zielregion“ auswählst. So stellst du sicher, dass deine Anzeigen nur denjenigen angezeigt werden, die tatsächlich für dein Angebot infrage kommen. Gerade bei Lead-Generierungskampagnen, bei denen es auf die Qualität der Kontakte ankommt, ist dies entscheidend.
Google Ads liebt es, Budgetempfehlungen auszusprechen – meist mit der Botschaft, dass eine Erhöhung der Tagesbudgets zu „mehr Reichweite“ führen würde. Doch hinter diesen Vorschlägen steckt oft weniger Strategie als man denken könnte. Tatsächlich führt eine Erhöhung des Budgets häufig nicht zu einem besseren ROI, sondern einfach nur zu höheren Kosten.
Nehmen wir das Beispiel eines Finanzdienstleisters, der Leads für eine Hypothekenberatung generiert. Google schlägt vor, das Tagesbudget um 20 % zu erhöhen, um „mehr Suchanfragen abzudecken“. Was oft übersehen wird: Wenn der Cost-per-Acquisition (CPA) nicht konstant bleibt oder sogar steigt, verpufft das zusätzliche Budget, ohne dass mehr qualifizierte Anfragen generiert werden. Besonders problematisch ist das bei Nischenkampagnen, bei denen die Zielgruppe ohnehin begrenzt ist.
Empfehlung: Zahlen sprechen lassen
Statt auf automatische Budgetempfehlungen zu vertrauen, sollte regelmäßig die Kampagnenleistung überprüft werden. Analysiere, ob die vorgeschlagene Erhöhung tatsächlich zu mehr qualifizierten Leads führen würde, oder ob der CPA damit unverhältnismäßig steigt. Häufig ist eine Optimierung der Kampagnenleistung effektiver als eine simple Budgeterhöhung.
Google Ads nutzt gezielte psychologische Trigger, um Werbetreibende dazu zu bringen, ihre Gebote zu erhöhen. Ein Beispiel ist die Warnung „Eingeschränkt – unter dem Gebot für die erste Seite!“ in knallroter Schrift. Diese Formulierung spielt mit der Angst, etwas zu verpassen (FOMO = Fear of Missing Out), und soll dazu verleiten, ohne tiefere Analyse die Gebote entsprechend anzupassen.
Stell dir vor, du bewirbst einen Vergleichsrechner für Baufinanzierungen und erhältst die rote Warnung, dass deine Anzeige möglicherweise nicht auf der ersten Seite erscheint. Der Impuls, das Gebot schnell zu erhöhen, ist nachvollziehbar, kann aber dazu führen, dass dein CPC so ansteigt, dass die Kampagne nicht mehr wirtschaftlich ist. Oft sind es zudem nicht die höchsten Gebote, sondern die relevantesten Anzeigen, die den Unterschied machen.
Empfehlung: Daten vor Impulsen
Ignoriere solche Warnungen zunächst und überprüfe stattdessen, wie deine Anzeigen in der Realität performen. Nutze Berichte zu Impressionen und Positionen, um zu beurteilen, ob eine Gebotsanpassung im Einzelfall wirklich notwendig ist. In vielen Fällen reicht es, an den Anzeigeninhalten oder den Zielgruppen zu arbeiten, um die Performance zu verbessern.
Performance Max-Kampagnen (PMax) in Google Ads sollen durch Automatisierung das Beste aus verschiedenen Werbeformaten herausholen. Doch viele Einstellungen sind standardmäßig aktiv, ohne dass sie auf den ersten Blick sichtbar sind. So werden Text-Assets und URL-Erweiterungen automatisch erstellt und eingesetzt, oft ohne Rücksicht auf deren Relevanz oder Qualität.
Stell dir vor, eine Versicherung bewirbt ihre Berufsunfähigkeitsversicherung mit einer PMax-Kampagne. Ohne Anpassungen greift Google auf automatisch generierte Text-Assets und URLs zurück – und spielt plötzlich eine Anzeige aus, die Nutzer auf eine Seite zu einer anderen Versicherung führt oder generische, sich wiederholende Anzeigentexte enthalten. Dies wirkt unprofessionell und kann potenzielle Leads abschrecken.
Empfehlung: Automatisierung kontrollieren
Deaktiviere die automatische URL-Erweiterung und hinterlege gezielt optimierte Anzeigentexte, um die Kontrolle über deine Kampagne zu behalten. Besonders wichtig ist es, die korrekten URLs, spezifische Call-to-Actions und präzise Anzeigentexte eingesetzt werden. Nur so bleibt die Kontrolle über die Markenbotschaft erhalten und die Nutzererfahrung wird positiv beeinflusst.
Broad Match ist eine der voreingestellten Optionen für Keywords in Google Ads. Selbst wenn du ursprünglich Exact Match oder Phrase Match für deine Keywords auswählst, stellt Google sie in neuen Search-Kampagnen durch eine versteckte Einstellung automatisch auf Broad Match um. Das erklärte Ziel ist es, dadurch mehr Reichweiter zu generieren und mehr Suchanfragen abzudecken.
Das geht jedoch in vielen Fällen auf Kosten der Relevanz. Besonders neue Konten ohne Conversion-Historie oder ohne hinterlegte Negativ-Keywords sollten sich noch nicht auf weitgehend passende Keywords verlassen. Google hat in diesen Fällen keine Datenbasis für eine sinnvolle Optimierung und testet daher sehr breit, was oft teure und unpassende Klicks zur Folge hat.
Empfehlung: Broad Match Einstellung nach Go Live aktiv überprüfen
Prüfe bei jeder Kampagne genau, welche Match Types für deine Keywords eingestellt sind. Broad Match sollte nur dann verwendet werden, wenn du über eine umfangreiche Conversion-Historie und gut definierte Negativ-Keywords verfügst. Andernfalls sind Phrase Match oder Exact Match oft die bessere Wahl, um Streuverluste zu vermeiden, insbesondere, wenn du in einem spezifischen Umfeld agierst.
Google Ads bietet die Option, automatische Empfehlungen im Konto anzuwenden, um Zeit zu sparen. Dass diese Funktion aktiv ist, bleibt häufig unbemerkt, da die Einstellungen dafür auch sehr versteckt sind. Sind sie aktiv, können Änderungen wie Gebotsanpassungen, neue Keywords oder Budgeterhöhungen umgesetzt werden, ohne dass du sie vorher genehmigen musst.
Diese Funktion gehört zu den ersten, die wir bei einem Audit prüfen und oft deaktivieren. Leider wird von Google Sales Reps immer wieder empfohlen, diese Einstellung zu aktivieren.
Empfehlung: Automatische Anwendungen deaktivieren
Deaktiviere die meisten automatisch angewendeten Empfehlungen. Zusätzlich empfiehlt es sich, regelmäßig die Änderungsprotokolle zu überprüfen, um sicherzustellen, dass alle Anpassungen im Account bewusst und strategisch vorgenommen wurden.
Automatische Assets wie dynamische Sitelinks, Bilder oder Erweiterungen mit Zusatzinformationen sollen laut Google die Kampagnenleistung verbessern. Doch was passiert, wenn plötzlich irrelevante Inhalte, wie die Datenschutzerklärung oder das Impressum, als Sitelinks angezeigt werden? Die Funktion mag in der Theorie nützlich sein, in der Praxis führt sie oft zu unpassenden oder verwirrenden Ergebnissen.
Empfehlung: Regelmäßige Kontrolle oder Deaktivierung
Wenn automatische Assets verwendet werden, ist eine regelmäßige Überprüfung unerlässlich. Noch besser: Erstelle und verwalte Assets manuell, um sicherzustellen, dass sie wirklich auf deine Kampagnenziele und Zielgruppen abgestimmt sind. Bei sensiblen Dienstleistungen, wie in der Finanz- oder Versicherungsbranche, ist die Qualität der Kommunikation entscheidend.
Die Funktion „Optimiertes Targeting“ in Google Ads erweitert deine hinterlegten Zielgruppen automatisch, um neue Nutzer einzuschließen. Was gut klingt, birgt in der Praxis oft Risiken – insbesondere bei Remarketing-Kampagnen. Statt die Anzeigen nur an Nutzer auszuspielen, die bereits mit deiner Website interagiert haben, werden auch fremde Zielgruppen angesprochen, die wenig bis gar keinen Bezug zu deinem Angebot haben.
Stell dir vor, ein Versicherer möchte mit einer Remarketing-Kampagne Nutzer ansprechen, die kürzlich im Kfz-Ratgeberbereich auf der Website unterwegs waren. Mit aktiviertem optimiertem Targeting könnten jedoch auch Personen die Anzeigen sehen, die nie zuvor mit der Website interagiert haben. Das führt nicht nur zu unnötigen Klickkosten, sondern auch zu einer Verwässerung der Kampagneneffizienz.
Empfehlung: Optimiertes Targeting deaktivieren
Gerade bei Remarketing-Kampagnen solltest du diese Funktion deaktivieren, um sicherzustellen, dass deine Anzeigen nur an die Zielgruppen ausgespielt werden, die du tatsächlich ansprechen möchtest. Bei Zielgruppen, die noch nie mit deinem Angebot in Berührung gekommen sind, solltest du hingegen strategisch entscheiden, ob sie wirklich in deine Kampagne passen.
Google versieht viele Empfehlungen mit dem Label „für KI unerlässlich“, um Werbetreibende zur Aktivierung zu bewegen. Dadurch wird suggeriert, dass diese Optionen immer die besseren Ergebnisse liefern. Ein Trugschluss, der Werbetreibende dazu verleiten kann, Einstellungen zu aktivieren, die nicht immer sinnvoll sind.
Empfehlung: Kritisch hinterfragen und testen
Vertraue nicht blind auf Begriffe wie „KI-optimiert“. Analysiere deine Kampagnendaten und überprüfe, ob diese Einstellungen tatsächlich zu besseren Ergebnissen führen. Oft sind manuelle Anpassungen, kombiniert mit einer klaren Strategie, effektiver als vorgefertigte Algorithmen.
Screenshot-Platzierung: Ein Screenshot einer typischen Google Ads-Empfehlung mit Buzzwords wie „KI-gestützt“ oder „optimal“ kann hier eingebunden werden, um zu zeigen, wie solche Begriffe die Entscheidungsfindung beeinflussen sollen.
Google Ads ist ein mächtiges Werkzeug, doch viele der voreingestellten Optionen und automatisierten Funktionen können mehr Schaden anrichten, als sie nutzen. Besonders in Branchen wie Finanzen und Versicherungen, wo es auf präzise Zielgruppenansprache und effiziente Budgetnutzung ankommt, ist Vorsicht geboten.
Die hier beschriebenen Fälle zeigen, wie wichtig es ist, jede Einstellung kritisch zu hinterfragen und regelmäßig zu überprüfen. Egal, ob es um versteckte Netzwerkaktivierungen, irreführende Budgetempfehlungen oder „KI-optimierte“ Funktionen geht – wer die Kontrolle über seine Kampagnen behält und sich nicht blind auf die Vorschläge der Plattform verlässt, spart nicht nur Kosten, sondern steigert auch die Qualität der Ergebnisse.
Unsere Empfehlung: Gehe deine Kampagnen systematisch durch und analysiere, welche Einstellungen wirklich zu deinen Zielen passen. Teste Alternativen, optimiere manuell und lasse dich nicht von Buzzwords oder vorgefertigten Optionen leiten. So stellst du sicher, dass dein Budget genau dort ankommt, wo es die besten Ergebnisse liefert – bei qualifizierten Leads und einer zufriedenen Zielgruppe.