• 4. Juni 2025
  • 8 Min

AI Over­views und maschi­nel­le Über­set­zun­gen: Goo­gles neue Content-Strategie?

Google integriert zunehmend automatisch übersetzte Inhalte in seine AI Overviews – was bedeutet das für Sichtbarkeit, Content-Strategien und den DACH-Markt?

Seit eini­gen Wochen beob­ach­ten wir eine fas­zi­nie­ren­de Ent­wick­lung in der Welt der Such­ma­schi­nen­op­ti­mie­rung: Der Traf­fic auf translate.google.com ver­zeich­net einen signi­fi­kan­ten Anstieg. 

 

Quel­le: Ahrefs, Orga­nic Traf­fic für translate.google.com

Das wirk­lich Inter­es­san­te dar­an ist die star­ke Kor­re­la­ti­on die­ses Anstiegs mit der welt­wei­ten Ver­brei­tung von Goo­gles AI Over­views (AIOs). Steckt dahin­ter eine bewuss­te Stra­te­gie, um Infor­ma­ti­ons­lü­cken zu fül­len und eine umfas­sen­de­re Wis­sens­ba­sis anzubieten?

 

Die Indi­zi­en sind deut­lich: Seit Mai die­ses Jah­res rollt Goog­le AI Over­views in Euro­pa mas­siv aus. Neh­men wir Deutsch­land als Bei­spiel: Wäh­rend im Mai noch 1,8 % aller SERPs (Search Engi­ne Results Pages) einen AIO ent­hiel­ten, waren es Anfang Juni bereits beein­dru­cken­de 11,22 %. Die­se rasan­te Ver­brei­tung wirft Fra­gen auf, ins­be­son­de­re im Hin­blick auf die Her­kunft der in den AIOs prä­sen­tier­ten Informationen.

 

Quel­le: Sem­rush Sensor

Par­al­lel dazu konn­ten wir den erwähn­ten Traf­fic-Anstieg bei Goog­le Trans­la­te beob­ach­ten, der stark mit der Aus­brei­tung der AIOs kor­re­liert. Es liegt nahe, dass die ver­mehr­te Nut­zung maschi­nel­ler Über­set­zun­gen durch Goog­le selbst eine Erklä­rung dafür lie­fert. Wie bereits in einem Arti­kel von Ahrefs aus­führ­lich beleuch­tet, kön­nen die von Goog­le maschi­nell über­setz­ten Quel­len nicht nur in AI Over­views erschei­nen, son­dern auch in Fea­tured Snip­pets oder sogar direkt in den orga­ni­schen Such­ergeb­nis­sen. Die­se über­setz­ten Quel­len sind meist an einem klei­nen Label erkenn­bar, das auf die Über­set­zung hinweist.

 

Mit­hil­fe von Ahrefs-Daten haben wir die­ses Phä­no­men spe­zi­ell für den deut­schen Markt genau­er unter­sucht. Wir ana­ly­sier­ten 57.706 Key­words, um Mus­ter zu erken­nen. Über­setz­te Domains wer­den dabei durch das Prä­fix https://translate.google.com/translate?u= gekennzeichnet.

 

Unse­re Ana­ly­se der Top-Domains, die in AIOs als Quel­le ange­ge­ben und über­setzt wur­den, lie­fert auf­schluss­rei­che Ein­bli­cke in Goo­gles Aus­wahl­stra­te­gie. Hier eine Aus­wahl der pro­mi­nen­tes­ten Quel­len (Anzahl der Vorkommen):

Es ist wich­tig zu beto­nen, dass die­se über­setz­ten Quel­len nur in sel­te­nen Fäl­len als allei­ni­ge Quel­le genutzt wer­den. Doch ein ent­schei­den­des Detail unse­rer Ana­ly­se ist bemer­kens­wert: Bei allen über­setz­ten Quel­len, die wir für den deutsch­spra­chi­gen Raum gefun­den haben, han­del­te es sich aus­schließ­lich um eng­lisch­spra­chi­ge Domains. Es scheint, als wür­de Goog­le die Annah­me tref­fen, dass ande­re Spra­chen welt­weit kei­ne ver­gleich­bar wert­vol­len Infor­ma­tio­nen bie­ten, die es zu über­set­zen lohnt. Dies könn­te dar­auf hin­deu­ten, dass Eng­lisch als die pri­mä­re “Wis­sens­spra­che” für die AIOs ange­se­hen wird, zumin­dest im Kon­text der Lücken­fül­lung für den deut­schen Markt.

Meis­tens bie­ten die­se eng­lisch­spra­chi­gen Domains Inhal­te, die im deutsch­spra­chi­gen Raum in ver­gleich­ba­rer Tie­fe oder Brei­te kaum ver­füg­bar sind – ein kla­res Indiz dafür, dass Goog­le hier Infor­ma­ti­ons­lü­cken schlie­ßen möchte.

 

Die Lis­te der Top-Domains gibt Auf­schluss dar­über, wel­che Art von Infor­ma­tio­nen Goog­le beson­ders häu­fig auto­ma­ti­siert über­setzt und in sei­nen AI Over­views einbindet:

 

  • Enzy­klo­pä­dien und Refe­renz­wer­ke: Wiki­pe­dia (ins­be­son­de­re die eng­li­sche Ver­si­on) führt die Lis­te an, gefolgt von Bri­tan­ni­ca, Mer­ri­am-Webs­ter, Dictionary.com und Wik­tio­na­ry. Dies sind umfas­sen­de Quel­len für All­ge­mein­wis­sen und Definitionen.
  • Gesund­heits- und Medi­zin­por­ta­le: Hoch­ran­gi­ge Quel­len wie die Cleve­land Cli­nic, Health­li­ne, Mayo Cli­nic und das NCBI (Natio­nal Cen­ter for Bio­tech­no­lo­gy Infor­ma­ti­on) sind eben­falls pro­mi­nent ver­tre­ten. Dies betrifft einen Bereich, in dem die Prä­zi­si­on der Infor­ma­tio­nen von hoher Bedeu­tung ist.
  • Nach­rich­ten, Unter­hal­tung und sozia­le Medi­en: Mit dem Times of India, IMDb, Red­dit, Face­book, Insta­gram und Yahoo zeigt sich, dass auch aktu­el­le Ereig­nis­se, Film- und Seri­en­da­ten, Foren­dis­kus­sio­nen und Social-Media-Inhal­te von der Über­set­zungs­funk­ti­on erfasst werden.
  • Sup­port- und Unter­neh­mens­sei­ten: Die Prä­senz von Apple Sup­port und Micro­soft Sup­port deu­tet dar­auf hin, dass offi­zi­el­le Hilf­e­sei­ten gro­ßer Kon­zer­ne eben­falls über­setzt und in die AI Over­views inte­griert wer­den können.
  • Wis­sen­schaft­li­che Publi­ka­tio­nen: Sci­en­ce­Di­rect ver­deut­licht, dass auch Inhal­te aus aka­de­mi­schen und wis­sen­schaft­li­chen Berei­chen von die­ser Pra­xis betrof­fen sind.

Um das Phä­no­men bes­ser zu illus­trie­ren, schau­en wir uns zwei kon­kre­te Such­an­fra­gen an, die die Viel­falt der betrof­fe­nen The­men verdeutlichen:

Obwohl im DACH-Raum rele­van­te Quel­len vor­han­den sind, fällt auf, dass auch eine eng­li­sche Domain, zerotothree.org, als ergän­zen­de Quel­le in den AIOs erscheint. Gera­de für den Bereich “Indi­vi­du­el­le Ent­wick­lung” wur­de die­se Quel­le hinzugezogen.

Ver­gleicht man die über­setz­te Quel­le von Zero to Three mit einer typi­schen deut­schen Quel­le wie der von Erg­oba­by, fal­len die Unter­schie­de auf:

 

  • Die über­setz­te Quel­le von Zero to Three bie­tet eine spe­zi­fi­sche Ant­wort auf eine kon­kre­te Fra­ge von Eltern (Baby krab­belt mit 8 Mona­ten nicht). Sie ist gezielt und beru­hi­gend, aber weni­ger umfas­send in der Dar­stel­lung der all­ge­mei­nen kind­li­chen Ent­wick­lung und zudem ein älte­rer Bei­trag (2016)
  • Die deut­sche Quel­le von Erg­oba­by hin­ge­gen ist ein umfas­sen­de­rer und in der Regel aktu­el­le­rer Ent­wick­lungs­leit­fa­den. Sie behan­delt das durch­schnitt­li­che Alter, ver­schie­de­ne Vor­stu­fen und Krab­bel­sti­le, gibt prak­ti­sche För­der- und Sicher­heits­tipps und emp­fiehlt, wann ein Arzt kon­sul­tiert wer­den soll­te. Für die all­ge­mei­ne Such­an­fra­ge “Wann krab­beln Babys” bie­tet die­ser Arti­kel eine deut­lich brei­te­re und detail­lier­te­re Infor­ma­ti­ons­grund­la­ge. Aktua­li­siert wur­de der Arti­kel zuletzt am 8. April 2025.
Hier wird Face­book als über­setz­te Quel­le mit ein­ge­fügt, wenn es dar­um geht, die Wir­bel­säu­len­ver­let­zung zu fun­die­ren, die Phil Coll­ins erlitt. Bei der Quel­le han­delt es sich um einen Post des Radio­sen­ders Q104.3 FM, ver­öf­fent­licht am 25. Febru­ar 2025 – also immer­hin aktuell. 

Die Bei­spie­le “Wann krab­beln Babys” und “Phil Coll­ins Krank­heit” ver­deut­li­chen, dass selbst in Berei­chen wie der früh­kind­li­chen Ent­wick­lung über­setz­te Inhal­te in AI Over­views erschei­nen kön­nen. Die Viel­falt der ana­ly­sier­ten Key­words unter­streicht die umfas­sen­de Natur die­ses Phänomens:

 

  1. 1.
    Per­so­nen­na­men und Pop­kul­tur: Such­an­fra­gen zu Bio­gra­fien (“Ala­na Mar­ti­na dos San­tos Avei­ro”, “Kata­ri­na Witt Lebens­ge­fähr­tin Wiki­pe­dia”) oder Enter­tain­ment-Inhal­ten (“Night Agent Staf­fel 3”) wer­den häu­fig über AI Over­views beant­wor­tet, die auf über­setz­ten Quel­len basieren.
  2. 2.
    Medi­zi­ni­sche und gesund­heit­li­che Begrif­fe: Key­words wie “Ramsay Hunt Syn­drom” oder “Sert­ra­lin Gewichts­zu­nah­me” zei­gen, dass auch kom­ple­xe medi­zi­ni­sche Infor­ma­tio­nen betrof­fen sind.
  3. 3.
    All­ge­mein­wis­sen und Kurio­ses: Von “größ­te Spin­ne der Welt” über “was bedeu­tet womp womp” bis hin zu “getra­ge­ne Socken ver­kau­fen” – selbst für schein­bar ein­fa­che oder skur­ri­le Anfra­gen kön­nen Nut­zer auf Inhal­te sto­ßen, die von Goog­le über­setzt wurden.
  4. 4.
    Tech­ni­sche und wis­sen­schaft­li­che The­men: “Web­hook” oder “Ethe­re­um Clas­sic Pro­gno­se” ver­deut­li­chen, dass auch Fach­be­rei­che betrof­fen sind, in denen exak­te Ter­mi­no­lo­gie und aktu­el­les Wis­sen rele­vant sind.

Zwar sind die Key­words, die wir aktu­ell sehen, nicht für jede Domain rele­vant – außer man möch­te für “bob tschi­ge­ril­lo” ran­ken –, den­noch soll­ten sie punk­tu­ell beob­ach­tet werden.

 

Wohl kaum. Wie der Arti­kel von Ahrefs beleuch­tet (sie­he https://ahrefs.com/blog/google-is-stealing-your-international-search-traffic-with-automated-translations/), betrifft es eher Län­der, in denen die Infor­ma­ti­ons­dich­te eige­ner Inhal­te gerin­ger ist. Goog­le greift hier ver­mehrt auf über­setz­te Inhal­te zurück, um mit AIOs die Nut­zer­an­fra­gen so gut es geht abzudecken.

Inter­es­sant wird es eher dann, wenn wir uns die Domains, die über­setzt wer­den, noch­mals genau­er anschau­en. Immer­hin 30 % der Top 21 Quel­len, die Gemi­ni (Goo­gles KI-Modell) nutzt (laut Sis­trix), sind auch unter den Top-Quel­len, die in AIOs als über­setz­te Quel­le genutzt wer­den. Dies deu­tet auf eine tie­fe­re Inte­gra­ti­on und Stra­te­gie hin, die über das blo­ße Fül­len von Infor­ma­ti­ons­lü­cken hin­aus­ge­hen könnte.

 

Für Con­tent-Erstel­ler bedeu­tet dies, dass es wei­ter­hin uner­läss­lich ist, hoch­wer­ti­ge, umfas­sen­de und aktu­el­le Inhal­te in der jewei­li­gen Lan­des­spra­che zu pro­du­zie­ren. Wenn Sie eine Nische bedie­nen, die im deutsch­spra­chi­gen Raum nur unzu­rei­chend abge­deckt ist, kann das aber auch eine Chan­ce sein, selbst zur bevor­zug­ten Quel­le für Goog­le zu wer­den. Die Rol­le von maschi­nel­len Über­set­zun­gen in den Goog­le-Such­ergeb­nis­sen wird sich zwei­fel­los wei­ter­ent­wi­ckeln. Es bleibt span­nend zu beob­ach­ten, wie sich die­se Ent­wick­lung auf die Con­tent-Land­schaft und die Sicht­bar­keit von Web­sites in ver­schie­de­nen Sprach­räu­men aus­wir­ken wird.

 

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