- 25. Februar 2019
- 9 Min
So wirst du von Google als Entität wahrgenommen
Das Selbstexperiment: in 2 Tagen zur Entität bei Google

Besonders der Vortrag von Marcus Tandler auf der SEOKomm 2018 hat mich dazu bewegt, mich mit dem Thema „Entitäten im SEO“ intensiver auseinander zu setzen. Aber was sind Entitäten? Der Begriff selbst stammt aus der Philosophie, Semantik und Informatik und beschreibt eine Identität, wie z.B. eine Person, Stadt, Unternehmen, Gebäude usw. welches über ihre einzigartigen Eigenschaften identifizierbar ist. Zu abstrakt? Dann schau dir Olaf Kopps Beitrag zu „Was ist eine Entität“ an.
Für SEO ist dieses Thema so spannend, da Google verschiedene Datenquellen nutzt um Entitäten zu erzeugen und damit direkte Antworten im Knowledge-Graph zu einfachen Fragen auszuspielen. Ein sehr prominentes Ergebnis auf der ersten Position. Egal wie man dieses Thema interpretiert, ich denke jeder SEO wird bei dieser Aussage erst mal hellhörig.
Also habe ich mir am Wochenende etwas Zeit genommen, um mich in dieses Thema einzulesen. Die erste Quelle die mir zum Thema „Entitäten im SEO“ eingefallen ist, ist der sehr geschätzte Kollege Olaf Kopp, der in der Vergangenheit einziges dazu publiziert hat. Dazu ist mir eingefallen, dass ich vor einigen Tagen von Olaf einen aktuellen Beitrag gelesen habe, den ich gespeichert habe: „Wie man seine Entität bei Google beanspruchen kann„.
Was mich am meisten an dem Thema interessiert hat, welche Datenquellen Google nutzt, um im Knowledge-Graph Fragen zu beantworten. In dem Beitrag bekam ich prompt die Lösung, da Olaf als Person bereits von Google als Entität wahrgenommen wird. Olaf schreibt in seinem Beitrag:
Ok, Freebase also. Gibt es aber schon länger nicht mehr. Welche Quelle nutzt Google aktuell dafür? Weiter im Beitrag heißt es:
Da hatte ich die Antwort: Wikidata! Im Beitrag heißt es, dass man bei Freebase selbst Entitäten mit Attributen anlegen konnte, bei Wikidata wohl nicht. Moment mal? Wikipedia lebt doch von „User Generated Content“, wieso sollte Wikidata da anders sein? Ich habe mich also von der Antwort nicht entmutigen lassen und habe mich bei Wikidata angemeldet. Da ich bereits ein Wikipedia-Profil vor einigen Jahren angelegt hatte, musste ich mich nicht registrieren und konnte direkt loslegen.
Direkt nach der Anmeldung hab ich den prominenten Punkt „Ein neues Datenobjekt erstellen“ in der Sitebar entdeckt und direkt drauf geklickt. Dort angekommen wurde mir direkt folgendes Formular angezeigt:

Also habe ich losgelegt. Sprache: de? Passt! Bezeichnung: Artur Kosch! Beschreibung: Unternehmer! Alliase? Habe ich leer gelassen. Nach dem ich auf „erstellen“ geklickt habe, wurde das Objekt in Wikidata erzeugt. Das wars schon? Fertig? Naja indirekt schon. Jetzt fehlten nur noch die Eigenschaften. Da ich absolut keine Ahnung hatte, wie man Eigenschaften in Wikidata anlegt, habe ich mir einfach den Wikidata-Eintrag von Barack Obama als Vorlage genommen und habe losgelegt.

Folgende Eigenschaften (bei Wikidata heißt es „Aussagen“) habe ich hinzugefügt:
- 1.ist ein(e): Person (vordefinierte Auswahl)
- 2.Bild: vorher habe ich bei Wikimedia Commons das Bild hochgeladen (vordefinierte Auswahl).
- 3.Geschlecht: männlich (vordefinierte Auswahl)
- 4.Land der Staatsangehörigkeit: Deutschland (vordefinierte Auswahl)
- 5.Familienname: Kosch (vordefinierte Auswahl)
- 6.Vorname: Artur (vordefinierte Auswahl)
- 7.Geburtsdatum: 29. Oktober 1987 (eigener Eintrag)
- 8.Geburtsort: Katowice (vordefinierte Auswahl)
- 9.Tätigkeit: Geschäftsmann, Unternehmer, Experte (vordefinierte Auswahl)
Interessant zu sehen war, dass beim Anlegen der „Aussagen“ nur bereits vorhandene Objekte zur Auswahl standen. Beim Anlegen der Aussage „Familienname“ öffnet sich ein Suchfenster in dem der bestimmte Wert ausgewählt werden kann. Bei der Eingabe „Kosch“ wurden alle Datenobjekte sichtbar, die bei Wikidata mit dem Namen „Kosch“ eingetragen sind. Dort konnte ich wählen zwischen „Kosch als Stadt“ und „Kosch als Familienname“. Wenn „Kosch“ nicht als Familienname bei Wikidata bereits eingetragen wäre, hätte ich hier keine Möglichkeit diesen auszuwählen, sondern hätte vorher „Kosch“ als eigenes Datenobjekt anlegen müssen. Dieser Ablauf war bei allen „Aussagen“ der Fall, außer beim Geburtsdatum. Meinen Wikidata-Eintrag könnt ihr euch hier anschauen: Artur Kosch – Wikidata.
Ich war mir garnicht sicher, ob Wikidata meinen Beitrag überhaupt so stehen lässt, obwohl alle Angaben korrekt sind. Und wenn dieser Eintrag stehen bleibt, ob Google diese Daten frisst, geschweige denn ausspielt. Damit Google diese Daten auch ausspielen kann, müssen diese vom Crawler vorher erfasst werden. Um das zu beschleunigen habe ich den Wikidata-Eintrag auf meiner Webseite prominent verlinkt und diese Seite in der Google Search Console crawlen lassen. Jetzt hieß es, warten! Am nächsten Tag habe ich einige Suchanfragen gestartet wie z.B: „Wie alt ist Artur Kosch“, „Wo ist Artur Kosch geboren“ etc., also Fragen, zu denen ich die Antworten bei Wikidata hinterlegt habe. Leider gab es keine Antwort in der Google-Suche.
Am nächsten Morgen, weniger als 48 Stunden später, dann der zweite Versuch und siehe da, Google hat die Daten gefressen:





Nicht überraschend kam am 28.12.18, also knapp 3 Wochen nach der Erstellung, die Löschung des Wikidata-Eintrages. Google hat die Anfragen noch etwa 2–3 Tage danach mit dem Knowledge-Graphen ausgespielt, bis auch diese entfernt wurden. Schade, doch nicht so einfach wie gedacht? Kein Grund aufzugeben!
Also habe ich ein paar Wochen danach einen neuen Eintrag erstellt. Was habe ich diesmal anders gemacht? Ich habe so viele relevante Quellen wie möglich angegeben. Da ich zahlreiche Gastbeiträge publiziert habe, konnte ich meine Profileinträge auf diesen Webseiten wunderbar nutzen, um eine „Relevanz“ zu erzeugen. Zusätzlich habe ich meine Quellen als Speaker angegeben. Bis Dato steht der Wikidata-Eintrag noch. Bleibt abzuwarten, ob die Quellen geholfen haben.

Ein weiterer Schritt diesmal war, meine Identität bei Google bestätigen zu lassen. Hierfür muss man lediglich folgende Seite von Google besuchen „Identität auf Google überprüfen lassen“ und den Schritten folgen. Google verlangt ein paar Informationen um zu identifizieren, dass du wirklich die Person bist, um die es sich handelt, wie z.B. Screenshots von offiziellen Websites und Profilen, in denen du eingeloggt bist und Rechte hast Informationen zu ändern und einen Bild von dir mit einem Ausweis wie z.B. Personalausweis, Reisepass etc.

Knapp eine Woche nach der Beantragung bekam ich von Google die Information, dass meine Identität bestätigt sein und ich jetzt direkt Änderungen in den Suchergebnissen meines Knowledge-Graphs vorschlagen kann. Dies scheint sich vom allgemeinen Feedback zu unterscheiden, welches überall möglich ist. Google schreibt selbst, sobald man auf „Änderung vorschlagen“ klickt: „Zum Bearbeiten auf einen Bereich unten klicken. Oder gib allgemeines Feedback.“
Wenn ich den Link nochmals versuche zu öffnen, um die Verwaltung meines Knowledge-Graphs zu beanspruchen, bestätigt Google nochmals, dass dieser Eintrag bereits verwaltet wird.

Nun bleibt abzuwarten, wie Google nun die Verbindung beibehält, falls der Wikidata-Eintrag wieder rausfliegen sollte. Kann der von Google offiziell bestätigte Knowledget-Graph Eintrag bestehen bleiben, wenn die „Quelle“ nicht mehr existieren sollte?
Wenn du dir das Thema „Entitäten bei Google“ auch komplexer vorgestellt hast, überrascht es dich wohl, wie „primitiv“ diese Herangehensweise eigentlich ist. Google vertraut auf die durchaus (in der Regel) strängen Qualitätsansprüche des Wikipedia-Universums. Ist das die ganze Magie dahinter?
Viel interessanter finde ich die Aufbereitung von Daten wie z.B. bei der Suchanfrage „FC Bayern München“. Hier gibt es wirklich alle Informationen die man benötigt: Spielergebnisse inkl. Video mit Highlights, Tabellen, Nachrichten, Spieler etc. Auch hier, bedient sich Google von externen Quellen, die vertrauenswürdig sein müssen.
Sobald sich etwas ändert, werde ich hier wieder ein Update veröffentlichen. 🙂